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Wildbienen und Leindotter

Beitrag von Cornelis Hemmer (Stiftung für Mensch und Umwelt, Berlin) auf dem 4. Leindotterforum

a) Voraussetzung

Die landläufige Meinung wird von folgendem Bild beherrscht: Eine Biene ist immer eine Honigbiene. Dies ist grundsätzlich falsch. In Deutschland leben rund 560 verschiedene Bienenarten. Die Honigbiene ist nur eine Art.

Diese verschiedenen Arten konkurrieren um Nahrung. Nicht nur um Nektar und Pollen, sondern auch um Harze und Pilzstoffe.

Wildbienen leben überwiegend solitär, Es existieren jedoch alle Übergangsformen von solitären Wesen bis hin zu eusozialen Bienenstaaten wie z.B. bei Hummeln. Bienen leben als flugfähige Wesen durchschnittlich nur 40 Tage.

b) Das Projekt

Cornelis Hemmer kam erst spät zu diesem Thema. Zusammen mit seiner Ehefrau Dr. Corinna Hölzer haben sie an einer bundesweiten Ausschreibung zum Thema Kunst und Nachhaltigkeit für Berlin teilgenommen. Mit Berlin summt! Honig von prominenten Dächern der Hauptstadt wurde ihre Projektidee ausgesucht. Stadtmenschen sollten für das Thema Naturschutz sensibilisiert werden. Das Projekt Berlin summt! beinhaltete, dass Bienen als Botschafter für Biodiversität genutzt werden. In dem Projekt wurden Bienenstöcke auf prominente Dächer installiert. Honigbienen leben natürlicherweise in Baumhöhlen auch 30 oder 40 Meter hoch. Sie auf Dächer hoch oben in städtischen Räumen aufzustellen, ist ungewöhnlich aber nicht wesensfern. Dächer haben den Vorteil: die Honigbienen können nicht gestohlen werden, sie sind vor Vandalismus geschützt und das Imkern ist somit mitten in einer Großstadt möglich.

Das Projekt wurde in weitere Städte getragen, daraus entstand die Initiative „Deutschland summt!“

Der Mehrheit der Deutschen lebt heute in Großstädten. Das Thema Erhaltung der Biologischen Vielfalt sollte deshalb in die Städte getragen werden. Mit einem anschaulichen Projekt gelingt es, Menschen mit dem Thema vertraut zu machen, die sonst weniger damit zu tun haben. Sie zu ermutigen, selbst aktiv zu werden, sich für den Bienenschutz einzusetzen, ist Ziel des Projektes. Die Biene wurde so zur Botschafterin für das Thema Stadtnatur.

Betrachten wir die Städte und ihr Umland, müssen wir feststellen, dass die Biodiversität in Städten größer als auf dem Land ist, da die Lebensräume (Gärten, Parks, Gebäude, Gewässer etc.) zahlreicher sind.

Neben der in der Bevölkerung geschaffenen Aufmerksamkeit für die Honigbiene war es der Initiative Deutschland summt! besonders wichtig, den Blick für die eher unbekannten Wildbienen zu erweitern. In Deutschland leben allein über 560 Wildbienenarten. Zu den Wildbienen gehört auch die Hummeln mit 41 verschiedenen Arten. Etwa ein Viertel der Wildbienen lebte parasitierend bei anderen Wildbienenarten

c) Bedeutung der Wildbienen für die Landwirtschaft

Was die landwirtschaftliche Leistung angeht, ist die Dunkle Erdhummel besonders wichtig. Sie bestäubt so ziemlich alle Zucchini- und Tomatengewächse aber auch Melonen in großen Gewächshäusern, und das weltweit. Es gibt mittlerweile riesige Hummelzüchter, die weltweit Hummeln an landwirtschaftliche Betriebe verkaufen. Die Kosten betragen nur etwa 80 Euro für ein Hummelvolk.

Jedoch stellt dies ein großes Problem für die Biodiversität dar. Nach ihrem „Dienst“ werden die importierten Erdhummeln häufig freigelassen. Sie bastardieren mit den einheimischen Erdhummeln und verändern nach und nach so einheimisches Erbgut der lokalen Arten.

d) Was können Wildbienen für den Leindotter leisten?

Leindotter ist eigentlich selbstbestäubend. Erträge können aber durch vermehrte Bestäubung durch Wildbienen bis zu 7 % gesteigert werden. Dies ist in Hinblick auf Gewinnmargen nicht unerheblich.

Verschiedene Wildbienenarten suchen den Leindotter auf, um an ihm den Blütenpollen aufzunehmen. Da Wildbienen zumeist nur in der Lage sind, wenige Hundert Meter weit Blütenpollen für ihre Gelege zu sammeln, braucht es unbedingt zwei weitere Voraussetzungen, um die Blütenbesucher zu befördern: viele weitere Pflanzen, die zusätzliche Nahrung für die Wildbienen darstellen.

Cornelis Hemmer stellt vier Wildbienenarten vor, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit an Leindotter und dem Acker-Hellerkraut nachgewiesen wurden (2) Janna H. Groeneveld und Alexandra-Maria Klein, Pollination of two oil-producing plant species: Camelina (Camelina sativa L. Crantz) and pennycress (Thlaspi arvense L.) double-cropping in Germany. – In: Global Change Bioenergy (2013)): Pförtner-Mauerbiene, zwei Furchenbienenarten und eine Maskenbienenart.

Für einen höhere Bestäubung von Feldfrüchten wie dem Leindotter sprechen folgende Strategien: Ackerränder oder Wegessäume sollten so beschaffen sein, dass sie ausreichend breit und lang genug sind. Sie sollten miteinander ein Vernetzungsband in der Kulturlandschaft bieten. Diese Flächen sollten nicht gedüngt, nicht mit chemisch-synthetischen Mitteln gespritzt und – ganz wichtig – nicht umgebrochen werden. Auf diesen Randstreifen stellt sich eine Wildbienenfauna ein, die in ihrer Population stabil bleibt da sie Nektar, Blütenpollen, Baumaterialien findet und Nistgänge im Boden oder in den Pflanzenstängeln schaffen kann. Die Feldfrüchte wie Leindotter werden besucht und die Bestäubung und Befruchtung gesteigert.

e) Was leistet das Projekt Deutschland summt!?

Zur Förderung der Idee biologischer Vielfalt werden neben dem Aufstellen von Honigbienenstöcken auch Einzelprojekte in Kooperationen mit anderen NGOs realisiert, so z. B. Gartenprojekte ausgeschrieben: „die bienenfreundlichsten Gärten Hamburgs gesucht “.

Die Idee ist, die bienenfreundlichen Pflanzen in den Privat-, Klein- und Unternehmensgärten zu befördern. Dabei wird darauf hingewiesen, dass ungefüllte, heimische und Wildformen den gefüllten, nicht heimischen Zuchtformen zu bevorzugen sind. Letzte Pflanzen passen oft nicht zur Anatomie einheimischer Bestäuberinsekten (Rüssellänge, Beinform, Haarkleid) und dienen somit nicht als Nahrung.

Wer Pflanzensamen käuflich erwerben möchte, kann das über ausgesuchte zertifizierte Händler erhalten. Biologen haben Deutschland in verschiedene naturräumlichen Einheiten aufgeteilt, sodass man regional unterschiedlich passendes Saatgut bekommt.

Saatgut aus Baumärkten besteht zu einem sehr großen Teil aus nicht-einheimischen Arten. Deutschland hat mit über 2.700 Pflanzenarten ein ausreichend großes Sortiment zu bieten.

f) Abschlussthese

Ohne die unterschiedlichen Bienen kann keine Landwirtschaft funktionieren, denn ohne Bestäubung, keine Befruchtung und ohne Befruchtung keine Pflanzenfortfolge.

g) Diskussion

Ähnliche Initiative: „Netzwerk blühende Landschaften“ befördert überwiegend Honigbienen.

Hemmer: Wir brauchen neben der Honigbienenförderung, insbesondere eine Lobby für die Wildbienen. Honigbienenförderung ist in der Sache nicht dienlich.

„Netzwerk blühendes Saarland“ wirbt für ihre Sache und fordert blühende Vorgärten statt den vielfach vorhandenen Kiesgärten. In der Landwirtschaft sollten Zwischenstücke gepflanzt werden, die auch über das ganze Jahr blühen und damit Nahrung für Bienen anbieten.

Schmetterling sind ebenfalls nützlich für Leindotter, nicht zuletzt auch als Werbeträger, zusammen mit Bienen, Wildbienen etc. Sollen auf Öllogos für die Werbung nutzbar gemacht werden.

Empfehlung: 18. April Kinofilm: 10 Milliarden Menschen. Wie werden wir alle satt? Von Valentin Turm

Cornelis Hemmer auf dem 4. Leindotterforum am 20. Februar 2015 in Blieskastel, von Henning Maier

Cornelis Hemmer auf dem 4. Leindotterforum am 20. Februar 2015 in Blieskastel, von Henning Maier



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