Zum vierten Mal war das Saarland Treffpunkt der Pflanzenölbranche. Landwirte, Ölmüller, Feinschmecker und Ölsommeliers feierten in der Cittaslow Blieskastel die Rückkehr des Leindotteröls. Bis vor wenigen Jahren war die Leindotterpflanze (lt. Camelina sativa) noch weitgehend unbekannt. Inzwischen erfreut sich das daraus hergestellte „Öl der Kelten“ zunehmender Beliebtheit.
Die Wahl auf Blieskastel als Tagungsort war kein Zufall. Anfang der 2000er Jahre begannen Patric Bies und Jörg Hector die einst bei den Kelten und Römern beliebten Kulturpflanze im Biosphärenreservat Bliesgau wieder heimisch zu machen. Aus diesen Aktivitäten ging später die Bliesgau-Ölmühle hervor. Doch schon damals entstand das Bedürfnis nach einem Erfahrungsaustausch mit anderen Leindotterprojekten.
Leindotteröl zeichnet sich durch einen spargelig-erbsigen Geschmack und einen hohen Anteil an Omega-3 Fettsäuren aus. Die etwa 70 Teilnehmer aus Deutschland, Schweiz, Österreich, Luxemburg, Dänemark und der Mongolei waren sich einig, dass es deutliche Vorteile gegenüber dem klassischen Leinöl besitzt. So verfügt es über ein deutlich angenehmeres Aroma und deutliche längere Haltbarkeit.
Die Überlegenheit der fast vergessenen Kulturpflanze zeige sich auch auf dem Feld, wo sie sich als Stützfrucht z.B. in Linsen auszeichnet. Darauf verwies Thomas Kaiser vom Institut für Energie- und Umwelttechnik, der auch hervorhob, wie interessant der bei der Ölherstellung anfallenden Ölpresskuchen als Nahrungsmittel und als Viehfutter sein könne. Ebenso hilfreich erweist sich der Leindotter als Blühpflanze für viele vom Aussterben bedrohte Wildbienen, wie Cornelys Hemmer, von der Stiftung für Mensch und Umwelt in seinem Vortrag betonte.
„Teller oder Tank“, in der öffentlichen Diskussion kontrovers diskutiert, muss beim Leindotteranbau und Nutzung kein Widerspruch sein, so die Meinung von Jürgen Runkel von der BioWorld Gütegemeinschaft Nachhaltige Ölpflanzennutzung (SEO), Weiterstadt. Runkel begleitet ein Anbauprojekt, das das Ziel einer Nutzung als Nahrungsmittel und als nachwachsender Rohstoff verfolgt.
Ähnlich begehrt sei das Leindotteröl auch in der Luftfahrtindustrie, sagte Maria Spöckner von der Camelina Power AG, denn die Luftfahrt nutze Leindotteröl in Bio-Kerosin. Ein Bereich, in der die Lufthansa AG schon vor Jahren eingestiegen war.
Kochbuchautorin Usch von der Winden nutzte die Gelegenheit, um auf die Bedeutung des Leindotteröls für die Küche hinzuweisen. Nicht zuletzt gab das letzte Leindotterforum im Jahr 2012 den Anstoß für ihr, im Fackelträgerverlag erschienene Erfolgsbuch: „Die Welt der heimischen Pflanzenöle“, das nun eine Leindotter-Renaissance in der Küche einläutet.
In einer Posterrunde berichteten Landwirte und Ölmüller von ihren ersten Schritten der Leindottervermarktung. Insbesondere die Kappelbauer Ölmühle, Maingründel und die Bliesgau Ölmühle, Saarbrücken können bereits auf eine langjährige Erfahrung bei Vermarktung und Marktakzeptanz von Leindotterspeiseöl zurückblicken. Weitere, in letzter Zeit gegründete Ölmühlen, scheinen den Pionieren folgen zu wollen.
Abschluss fand das Forum mit der traditionellen Verkostung der mitgebrachten oder eingesandten Öle, die eindrucksvoll die vielen geschmacklichen Varianten dieses Kreuzblütlergewächs dokumentierten. Dabei brachte es Organisator Patric Bies auf den Punkt: „Mit der Vielfalt der in den letzten Jahren auf den Markt gekommenen Leindotterölen, eröffnete sich ein neues geschmackliches Universum, das es nun zu entdecken gelte.“
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