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"Mehr als nur ein Fremder"

„(…) Hinter welchen Schlagbäumen auch immer man steht, Herr meine es endlich gut mit uns, zähme
und bekämpfe unsere Gefühle, bewahre uns vor einem neuen Krieg, lass uns und unsere Kinder endlich Frieden finden.“ So formulierte der Schriftsteller Alfred Döblin aus der Erfahrung zweier Weltkriege heraus seinen „Wunsch nach Europa“ im März 1950 in einer Radioansprache.
Vielleicht hat Döblin dabei etwas an die Grenzregion von Saar und Blies gedacht, wo er während des Ersten Weltkriegs Lazarettarzt war und die er während vieler Wandertouren näher kennenlernte. Ein häufiges Ziel von Döblin war die Gegend von Bliesransbach.
Doch was sagen uns diese Worte Alfred Döblins 2023? Gerade wo wieder in Europa ein schrecklicher Krieg tobt. Wie steht es nun um Döblins „Wunsch nach Europa“ heute? Kann er Wirklichkeit werden? Oder ist er längst ausgeträumt?
Erstmals nach Ausbruch von Corona und Ukraine-Krieg diskutieren Tilla Fuchs mit Norbert Gstrein über Europa und die Frage welchen Einfluss Literatur, auch engagierte Literatur auf Politik und Gesellschaft haben kann. Kann Kultur zu einem friedlichen Miteinander in Europa beitragen? Mit eigenen und Döblins Texten versucht Norbert Gstrein diesen Fragen im Gespräch mit Tilla Fuchs, SR2-Kulturradio auf den Grund zu gehen.
Dabei wird erstmals sein neues Werk „Mehr als nur ein Fremder“ einem breiteren Publikum vorgestellt.
Der Veranstaltungsort ist kein Zufall. Der Grenzort pflegt heute enge Kontakte zu den französischen Nachbarn und hält das Andenken des „Brückenbauers“ zwischen Deutschland und Frankreich mit dem Alfred-Döblin-Weg in Ehren.

„Mehr als nur ein Fremder“
Zum ersten Mal gibt Norbert Gstrein Auskunft über sein Schreiben und sein Werk. Er spürt Empfindungen wie Scham, Schuld und Angst nach, und er erzählt von den Lektüren seines Lebens. „Jetzt kommen sie und holen Jakob“ lautet der erste Satz seines ersten Buches, erschienen 1988. Von diesem Satz ausgehend spannt der Autor einen Bogen bis in die Gegenwart und leuchtet die Echoräume seines Erzählens aus. Wer ist das „Ich“ in seinen Romanen? In welcher Verbindung stehen Schreiben und Moral? Was haben Gauß und die Mathematik mit allem zu tun? Und kann man ein amerikanischer Schriftsteller sein, obwohl man in Tirol aufgewachsen ist?

Über den Autor:
NORBERT GSTREIN, 1961 in Tirol geboren, lebt in Hamburg. Er erhielt u. a. den Alfred-Döblin-Preis, den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Uwe-Johnson-Preis, den Österreichischen Buchpreis 2019, den Düsseldorfer Literaturpreis und den Thomas-Mann-Preis. Bei Hanser erschienen Die Winter im Süden (Roman, 2008), Die englischen Jahre (Roman, Neuausgabe 2008), Das Handwerk des Tötens (Roman, Neuausgabe 2010), Die ganze Wahrheit (Roman, 2010), In der Luft (Erzählungen, Neuausgabe 2011), Eine Ahnung vom Anfang (Roman, 2013), In der freien Welt (Roman, 2016), Die kommenden Jahre (Roman, 2018), Als ich jung war (Roman, 2019), Der zweite Jakob (Roman, 2021), mit dem er für den Deutschen Buchpreis nominiert war, sowie zuletzt Vier Tage, drei Nächte (Roman, 2022).

Veranstaltung in Kooperation mit: SR2 - Kulturradion, Rosa Luxemburg Stiftung/Peter Imandt Gesellschaft, Heimat- und Verkehrsverein Bliesransbach, Volkshochschule Saarbrücken

Norbert Gstrein © Peter-Andreas Hassiepen

Norbert Gstrein © Peter-Andreas Hassiepen


23.04.2023 11:00 Uhr
Dom Bliesransbach | Eschringerstraße | 66271 Bliesransbach


Bliesgau Ölmühle • Gut Hartungshof • Bliesransbach


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