Die Einwohner des Bliesgaus wissen es schon länger: Nirgendwo stehen im Saarland so viele Walnussbäume wie im Bliesgau. Überwiegend im Verbund mit anderen Obstbäumen auf den Streuobstwiesen oder in den Gärten.
Zwar gibt es schon seit längerem vielversprechende Ideen die heimischen Walnüsse zur Herstellung von Öl, Nudeln, leckerem Pesto und weiteren Produkten zu nutzen. Auch das seit 2011 veranstaltete Bliesgau-Walnussfest erinnert an die unendlich vielen Potenziale des Walnussbaums. Doch eigentlich führt er noch ein Schattendasein.
Auf Initiative von Bliesgau Genuss e.V., Zweckverband Biosphäre Bliesgau, Bliesgau Ölmühle und in Kooperation mit Slow Food-Saarland könnte sich das bald ändern.
Eine erster Impuls setzte ein Workshop über Walnuss „Vom Baum zur Nuss“ in Spohns Haus in Gersheim. Als Referentin hatte man Vivian Böllersen eingeladen, die vor 10 Jahren mit ihrer Familie die „Walnussmeisterei“ in Brandenburg gründete. Damals legte Böllersen Flächen mit 40 verschiedenen Walnussbaumarten an. Auch um zu sehen, welche Sorten sich im lokalen Klima am geeignetsten bzw. ertragreichsten erweisen.
Bis es soweit war, machte man sich einen Namen mit Baumschnittkursen und konzentrierte man sich auf den Ankauf von Walnüssen aus der Region, die mit Saisonkräften geknackt wurden, um sie Bäckereien und Verbrauchern zur Verfügung zu stellen. Inzwischen sind der Betrieb erweitert und die Walnussplantagen deutlich vergrößert.
Böllersen, die ihre Diplom-Arbeit über Walnüsse schrieb, ließ in Gersheim keinen Zweifel daran, dass mit den Klimaveränderungen sich der deutsche Walnussanbau wirtschaftlich darstellen lässt. Bisher stammen die im heimischen Handel erhältlichen Walnüssen nämlich hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten, aber auch aus Frankreich und der Republik Moldau. Im milden Klima des Bliesgaus sieht sie ebenfalls optimale Voraussetzungen für den Anbau einer Walnusswirtschaft.
Aufmerksam verfolgten sie etwa 20 Workshop-Teilnehmer den Ausführungen von Böllersen, die für die Nuss-Begeisterten noch jede Menge Tipps hatte. So dauere es etwa fünf Jahre nach der Erstpflanzung, bis zu den ersten bescheidenen Nusserträgen. Beerntbar ist der Baum bis er 50 bis 60 Jahre ist. Danach sollte man ihn allerdings nicht fällen sondern stehen lassen, denn sie können noch weitere 50 Jahre kostbares Holz ansetzen, was sich nutzen lässt.
Die Organisatoren zeigten sich über den regen Besuch des Workshops sehr erfreut. Manche Teilnehmer nahmen dafür längere Anfahrten z.B. aus der Pfalz und von der Mosel in Kauf. Eine Teilnehmerin kam eigens aus Belgien und verband die Veranstaltung mit einem Kurzurlaub.
Die nächste Veranstaltung zum Thema findet am Sonntag, 22. Juni das Walnussfest an der Orangerie in Blieskastel statt. Dort zeigen Produzenten aus dem Bliesgau, was alles aus der heimischen Walnuss möglich ist. Neben Öl, Backwaren, Nudeln, Pesto oder Walnuss-Bier gibt es auch Erzeugnisse aus Walnuss-Holz zu genießen bzw. zu erwerben.